
Wie Inferia mir beigebracht hat, meine Grenzen zu erkennen und zu wahren
Kennst du das? Du hast eine klare Vision vor Augen – und merkst irgendwann, dass du davon abgewichen bist?
Ich hatte eine klare Vorstellung von Inferia. Ein sicherer Raum für alle, die gerne spielen. Entscheidungsfreiheit, Community, Nähe und Transparenz – alles ohne Pay-2-Win. Wir begannen mit der Entwicklung und es lief gut. Wir nahmen unsere Versprechen ernst und bezogen die Spieler aktiv mit ein. Doch irgendwann hatten wir uns entfernt von dem, was wir ursprünglich geplant hatten. Nicht nur funktionell, sondern auch emotional.
Vorweg: Natürlich sind viele Spieler respektvoll und verständnisvoll. Sie haben echtes Interesse und Vertrauen in uns. Doch gerade weil wir so viele wertschätzende Begegnungen erleben, fällt es besonders auf, wenn Erwartungen, Druck oder Frust übergriffig werden. Und genau da braucht es manchmal Klarheit.
Wenn Freude zum Kampf wird
Vor 2 Jahren ca. haben wir dann beschlossen, dass sich etwas ändern muss. Nicht gegen die Spieler, sondern für Inferia. Für unsere Vision, eines sicheren Hafens. Diese Änderungen hatten aber nicht nur Freude zur Folge, sondern auch Unmut. Nicht falsch verstehen – das gehört dazu. Und natürlich gab es auch viele positive Reaktionen! Doch immer dann, wenn wir in Inferia Entscheidungen trafen, die mehr unserer Vision entsprachen, wurde es zum Kampf. Erst später wurde mir klar: Es war ein Problem mit Grenzen.
Was passiert, wenn Grenzen fehlen
Ich hatte unterwegs nicht oft genug klar und konsequent Grenzen gesetzt und auch Konsequenzen durchgezogen. Ich wollte einen sicheren Hafen und habe vergessen, dass dazu auch Grenzen gehören. Natürlich sollen alle Spaß am Spiel haben, doch das gilt auch für uns. Wir entwickeln zu zweit ein Spiel, welches im Normalfall von einem mindestens 6-köpfigen Team betreut wird. – neben 3 Kindern, mit Vollzeit-Job und ohne große zusätzliche Unterstützung. Wir brauchten also einfach mehr Grenzen. Keine harten, sondern sanfte Grenzen. Jene, die sagen „Hey, bis hierher und nicht weiter“, ohne zu beschämen.
Unser Rückzug – und was er sichtbar machte
Vor nun ca. 4 Monaten haben wir beschlossen, Inferia umzubauen. Ohne Spieler, offline – nur wir beide. Um zurückzukehren zu unserer Vision. Um zu sehen, was funktioniert und was nicht. Diese Zeit habe ich aktiv genutzt um klar zu werden, was wir brauchen um Inferia bauen zu können. Es ging um Regeln, um klare Grenzsetzung und Richtlinien – was ist in Ordnung und was nicht? Diese Zeit war immens wichtig, denn sie hat mir die Möglichkeit gegeben, noch einmal zu bedenken, was gut lief und was nicht. Zeit um mich klarer zu positionieren, in dem was ich brauche und geben kann und ab wann ich eine Grenze ziehe in Zukunft.
Viele Spieler fordern nichts – sie begleiten uns. Freundlich, geduldig – manchmal still. Hier geht es um andere Momente. Die, in denen Frust laut wird und nicht mehr auf Augenhöhe stattfindet. Grenzen helfen uns, unsere Integrität auch in schwierigen Situationen zu bewahren.
Ich darf fühlen, führen und stoppen
Ich muss nicht für Frust gerade stehen. Natürlich bin ich da und verstehe den Frust. Ich halte den Frust gerne und finde eine Lösung – doch ich bin kein Fußabtreter oder Blitzableiter. Ich darf auch meinem Gefühl vertrauen, wenn ich merke mein Gegenüber ist passiv aggressiv. Ich muss mir nichts gefallen lassen, nur weil ein Kunde gerade schlechte Laune hat. Ich bin da und führe klar, mit Grenzen und Konsequenzen. Denn auch ich darf sicher sein.
Grenzen sind keine Mauern – sie sind Klarheit
Das ist der Sinn von Grenzen. Nicht, dass der andere geschützt ist und glücklich, sondern dass ich mich sicher fühle. Es ist eine klare Absprache dessen, was ich geschehen lasse und was nicht. Es ist auch eine Versicherung für den anderen. Denn wenn ich meine Grenze kommuniziere, weiß der andere genau, woran er ist und wie weit er gehen kann. Mein Gegenüber hat dann die Wahl wie er damit umgeht. Es geht bei Grenzen auch um Verantwortung. Ich sage „bis hierher und nicht weiter“ und mein Gegenüber ist am Zug – er entscheidet, ob ihm die Beziehung so wichtig ist, dass er sich daran hält oder ob er lieber weiter macht. Es liegt nicht in meiner Verantwortung, ob der andere sich daran hält. Meine Verantwortung ist nur, klar zu kommunizieren.
Was ich aus dieser Zeit mitnehme
Diese Zeit, in der ich mich noch einmal intensiv, fernab vom Live-Betrieb mit allem was war beschäftigt habe, hat mich noch einmal darin bestärkt, klarer zu werden. Meinem Gefühl zu vertrauen und da zu sein. Ich kann immer noch Gefühle halten und für andere da sein und trotzdem darf ich bewusst „Stopp“ sagen, wenn ich merke, hier ist Schluss für mich und das verletzt meine Emotionen oder meine Integrität.
Die meisten Spieler:innen kommen nicht mit Forderungen – sondern mit Freude, ehrlicher Sorge oder wertvollen Fragen. Dafür sind wir tief dankbar. Denn genau solche Begegnungen sind es, die uns zeigen, warum wir Inferia bauen – und für wen. Konstruktive Kritik ist so wertvoll, damit wir uns weiterentwickeln können. Hier geht es nicht um „wir gegen euch“ sondern um einen Schritt näher zu uns. Damit wir weiterhin mit Freude, Ruhe, Klarheit und Liebe an Inferia bauen können. Für euch, uns und alles was noch entstehen darf ❤️
Du darfst Grenzen ziehen – für dich
Vielleicht helfen dir meine Gedanken, wenn du dich das nächste Mal fragst, ob du eine Grenze setzen darfst. Ich sage dir: Ja. Du darfst. Du darfst auf dein Gefühl hören. Du darfst klar sein – auch wenn der andere enttäuscht ist. Und du darfst gehen, wenn deine Integrität auf dem Spiel steht.
Grenzen schützen nicht nur andere – sie schützen dich. Und das darf reichen. 🤍

